… ein Blick hinter die Kulissen.
Was gibt es schöneres als die Adventswochenenden mit einem Glühwein in der Hand, in der anderen vielleicht noch eine Bratwurst, ein Crepes, einen Lebkuchen, oder was auch immer, über einen schön beleuchteten, stimmungsvollen Weihnachtsmarkt zu bummeln. Im besten Fall findet man einen – oder hat einen am Ort, wo es neben Fressalien (die immer nährende Quelle- wurscht wasses kostet) nicht nur Bratpfannen und Chinaware hat, sondern auch oder im besten Falle nur Kunsthandwerker ihre liebevoll geschmückten Buden eröffnen und ihre Waren feilbieten. Ja, wenn ich mich auf einen Weihnachsmarkt, oder auch irgend einen anderen Markt stelle, will ich – im besten Fall – auch etwas verkaufen.
Ich gebe mir viel Mühe, überlege wie ich meine Waren gut präsentieren kann – weiß ich doch um die Schwierigkeit die vielen kleinen Schmuckstücke übersichtlich zu zeigen – bereite vor, produziere noch etwas nach, schaue auf ein stimmiges Gesamtbild, dekoriere, beleuchte, fahre alles Tag für Tag zu meinem Stand und wieder heim, hänge Lichterketten auf, zupfe hier was glatt, und da. Jedes meiner Stücke ist mit viel Herzblut hergestellt worden, ich arbeite mich in neue Techniken ein, feile an Alten.. habe mit den Jahren meinen eigenen Stil entwickelt und gefunden. Weil es so schön ist zahle ich noch eine anständige Standgebühr + Strom, wenn etwas kaputt geht ist das mein Problem. Das Finanzamt hält, weil ehrlich und angemeldet, auch noch seine Hand auf.
In jedem Stück steckt Können, Leidenschaft und Freude – ein Stück Andi, ein Stück Diva – ANDIVA eben.
Wenn Leute kommen, schauen und staunen komme ich ins Gespräch, erzähle von Inspirationen, Entstehungsgeschichten, Fundorten meiner Hölzer.. dem Großen im Kleinen, den dazugehörigen Geschichten eben. Wenn ich merke es interessiert, natürlich nur. Möchte jemand nur schauen, gern, ich halte mich zurück. Lasse schauen, drehen und wenden, räume unauffällig wieder alles an seinen Platz. Wird etwas gekauft verpacke ich es gut, damit es heil zuhause ankommt… Ich bin freundlich und lächle, auch wenn es mich friert und ich Angst haben muss das mir der Orkan meinen Stand in kürzester Zeit räumt.
Ich könnte noch lange erzählen… es sieht so simpel aus und doch steckt viel dahinter.
Ich bleibe auch freundlich wenn ich meine Lieblingssätze höre.. so ca 100 mal am Tag kommen sie:
„Oh des ist ja eine gute Idee, des kann ich selber auch/ des mach ich selber nach. “
wahlweise:
“ Oh, das ist ja teuer, des kann ich auch basteln“
wahlweise:
„Äh, das kostet Geld? Wie machen sie des denn? Woher haben sie das Material? Und wie funktioniert das?“
wahlweise
und am liebsten zu meiner Korkentasche gehört
(Arbeitsaufwand wenn man weiß wie es geht 20 Stunden)
Was? Dafür wollen sie Geld? Des kann ich selber“
wahlweise:
und wenn ich 2 Ohrringe kaufe, bekomm ich dann Rabatt?
(Wer fragt eigentlich an den Bratwurstständen nach Rabatt, schreit wahlweise „das kann ich selber, oder wie machen sie das denn?“)
Mir blutet das Ohr. Ich höre mir das 100 mal an einem Markttag an und werde dafür nicht bezahlt! Auch wenn Lächeln die beste Methode ist, anderen Menschen die Zähne zu zeigen..
Da fehlt dann ein kleiner Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringen kann.
Ja, ich kann auch vieles selber machen. Aber ich tu es nicht. Weil ich gutes Handwerk zu schätzen weiß. Weil ich weiß was ich kann und was nicht. Weil mir bewusst ist was an ausprobieren und Entwicklung dahinter steckt. Weil ich keinen anderen Stil kopieren kann uns will. Weil ich Respekt habe vor der Arbeit und den Ideen anderer. Und weil gute Arbeit auch gutes Geld wert ist. Wer schreit schon „hier“ wenn es um 1€ Stundenlohn geht?
-Mein Geschirr habe ich mir über die Jahre zusammen gespart und nach und nach auf Töpfermärkten bei verschiedenen Keramikern gekauft. An jeder Tasse, jedem Teller freue ich mich bis heute, weil ich weiß den gibt es nur ein mal in genau der Form und Farbe. Und weil ich weiß, des Stück Geschirr hat ein Mensch mit Leib und Seele gemacht, und für gut und verkaufenswert befunden. Wieviele Dinge Landen nie in einem Laden, weil etwas doch nicht geklappt hat.-
Weihnachten ist ja das Fest der Besinnung. Vielleicht kann der Mensch sich ja darauf besinnen was von Wert ist. Des Teil aus dem Euroshop, welches nach 3 Tagen auseinander fällt, oder gutes Handwerk? Der Respekt vor der Arbeit und den Ideen anderer oder nur besinnungsloses nachbauen und nachmachen? Die verbale Wertschätzung? Oft ist nichts sagen einfach besser…
Auch wenn mich die Bloggerwelt jetzt steinigt… (bei allen Tutorials, DIYs etc) das musste ich mal los werden. Vielleicht erreicht es ja nur einen. Dann hat es sich schon gelohnt..
Weihnachtsmarkt und Glitzerwelt…
