Klingelts? Dollarzeichen?
Alle da? Wunderbar.
Es gibt nix was es nicht gibt, es gibt alles was der Mensch sich erträumt und es gibt von allem (zu) viel.
Soweit die Fakten.
Den ganzen Advent hatte ich wieder das Vergnügen mich mit der Kauffreude und dem Konsum auseinander zu setzen.
Und was soll ich sagen? Mir stellts die Haare auf.
Ja, es ist richtig, auch ich stecke drin in der Maschinerie und will mit meinen zwei kleinen Läden was verkaufen.
Aber nicht um jeden Preis.
Nachdem der Plattformbetreiber Dawanda die grandiose Idee hatte, über mehr als 14 Tage vor Weihnachten eine Rabattaktion (Alle Jahre wieder…) aus dem Boden zu stampfen, bei der man sich als Shopbetreiber anmelden konnte und dann auch eifrigst beworben wurde – sofern man „freiwillig“ dabei war, habe ich mir das ganze Spektakel mal angesehen.
Der Rabatt war mit 12% festgeschrieben und wurde meist in verschiedenen Kategorien angeboten, oft aber auch gleich mal pauschal in allen. Es war nicht möglich, nur mit ausgewählten Produkten teilzunehmen, sondern nur nach dem Alles-oder-nichts-Prinzip.
Ich habe mich entschieden, nicht teilzunehmen und was soll ich sagen? In der Zeit der Aktion kam es mir vor, als wären meine Läden geschlossen.
Jetzt sagt der eine oder andere vielleicht, mei was sind denn schon 12%????
Ja, genau. Was sind denn schon 12%? Es sind die 12%, die fehlen am Ende – bei eben handwerklich und individuell hergestellten Produkten, weit ab von industriellen Massenprodukten.
Der Dezember lief weiter und wurde von einer weiteren Geschichte bereichert… Die Anfrage war, ob ich denn für 2 individuelle Namensstempel (2!) einen Rabatt geben würde??? (Dies lässt sich nur von der Frage vom letztjährigen Weihnachtsmarkt toppen, wo die Frage war ob es denn für 2 Ohrringe (also ein Paar) Rabatt gäbe… weil es doch 2 Stück seien.) Zu den Stempeln sei gesagt, dass ich für jeden einen extra Entwurf mache und jeden extra schnitze. Die Antwort, die ich gegeben habe könnt ihr euch denken…
Um dem ganzen Weihnachtstrubel noch das i-Tüpferl zu verleihen habe ich mich für die letzten 2 Adventswochenenden mit meinen Sachen auf den Oberammergauer Weihnachtsmarkt gestellt. Der in der Ausstellerausschreibung und auch sonst damit wirbt, nur Aussteller mit hochwertigen Produkten zuzulassen. Den Markt mache ich jetzt im dritten Jahr mit, zu Beginn war er vielversprechend – Oberammergau ist ja auch ein Dorf, in dem Kunsthandwerk eine lange Tradition hat.
Wo stand ich also? Auf einem Markt mit 32 Ständen zwischen insgesamt 14 (!!!) Freßbuden und Essensständen, ein paar wenigen, in ein Eck zusammengeschobenen Kunsthandwerkern (nein, es war leider nicht das Eck wo die Menschenmassen durchströmten, die waren ja mit Essen und Trinken beschäftigt) und immer mehr Industriellem. Soweit die Tatsachen.
Was habe ich da gemacht?
Ich habe Auskunft gespielt.
Wo ist das Klo? Wo ist hier eine Metzgerei? Welcher Frisör ist im Ort zu empfehlen und wo ist der? Wo ist der Stand mit den Würsteln? Welchen Glühwein soll man hier trinken? Was kann man hier noch essen? Warum ist der Markt nicht drinnen? Wo kann man hier einkaufen? Welcher Supermarkt ist in der Nähe?
Ich habe Tag für Tag meinen Stand auf- und wieder abgebaut.
Ich habe meine Waren vor Regen und Sturm geschützt. (Sollte etwas kaputt gehen oder gestohlen werden, ist das mein Problem.)
Ich habe Tee getrunken.
Ich habe gefroren.
Ich habe mich mit anderen Standlern unterhalten – deren Eindrücke ähnlich waren.
Ich habe mir mal wieder angehört, dass man die Korkentasche ja auch gut mal selber machen kann.
Ich habe Fragen nicht beantwortet… nämlich die, woher ich mein Material beziehe und wie ich das denn genau mache.
Und ich habe die wenigen, wirklich interessierten Kunden beraten, die gekauften Schätze gut verpackt und mich über den einen oder anderen Kauf gefreut – von Menschen, die Handwerk eben zu schätzen wissen.
In der Reihenfolge.
Also was stimmt hier nicht?
Jep. Ich bin keine karitative Einrichtung.
Es wird so viel geredet.
Von lokalen Produkten.
Von Nachhaltigkeit.
Von der Qualität, die ihren Preis hat.
Von Mindestlohn.
Davon, dass Beschäftigung sinnvoll sein soll.
Von…
Es wird so viel geredet.
Aber wie sieht die Realität aus? Da wird einem die Geiz ist Geil-Werbung nur so um die Ohren gehauen. Die Großkonzerne hauen eine Rabattschlacht nach der anderen raus (das hat für mich einen bitteren Nachgeschmack.. was bitte ist denn der reelle Preis für einen Fernseher, eine Kamera oder einen Computer, wenn man da mal eben hunderte Euro im Preis runter gehen kann???).
Der Handwerker kann dabei nicht mithalten. Oder, wenn er sich dem Rabattwahn hingibt, kann nur die Qualität drunter leiden.
Dass mich niemand falsch versteht: Auch ich kann es mir leider nicht leisten, dass alles was ich mir kaufe, handgemacht ist.
Aber ich wähle wohlbedacht aus, da wo es möglich ist, Handgearbeitetes zu anständigen Preisen zu kaufen.
Weil ich weiß, wieviel Zeit gutes Handwerk braucht. Wieviel Energie in der Ideenfindung, Erprobungsphase und Umsetzung steckt.
Wie lange der Prozeß dauern kann, bis ein Handwerker weiß, was die Sachen wert sind und was sie kosten sollen.
Und ja, ich habe die Idee noch nicht aufgegeben, dass es noch mehr Menschen gibt, die diese Gedanken teilen.
Was heißt das jetzt aber konket für meine Sachen?
Ich werde im Jahr 2013 noch genauer auswählen, bei welchen Märkte ich mit meinen Sachen mitmache. Denn nur zur Deko eines Marktes dazustehen und um als Auskunftsbüro zu fungieren, dafür ist mir meine wertvolle Lebenszeit zu schade.
Ich werde weiterhin zu meinen Preisen stehen. Sie sind keine Phantasiepreise, sondern setzen sich aus vielen Komponenten zusammen, und es soll letztlich auch was für mich übrigbleiben.
Ich werde weiter meinem Stil treu bleiben und Dinge herstellen, die ganz eindeutig meine Handschrift tragen, schließlich möchte ich meinen Kunden auch weiterhin echte, andivareske Stücke anbieten.
Und ich werde weiterhin dranbleiben, meinen Ideen Raum zu geben. Denn nur wo Handwerk, und gerade Kunsthandwerk mit Können und Leidenschaft entsteht, kann es sich von der Massenware abheben.
Das heißt, ich werde nicht aufgeben. Weil ich fest an Qualität und Handwerk glaube.
Dinge, die mit Freude, Können und Leidenschaft hergestellt werden, von Menschen, die sich bewusst in ihrem Beruf und ihrer Berufung gegen industrielle Massenfertigung entschieden haben und es damit anderen Menschen ermöglichen, von deren Können zu profitieren, indem sie sich mit Dingen umgeben, die mit viel Können nur für sie hergestellt wurden.
Aber nicht um jeden Preis.
PS: Dieser Post muss auch mal ohne Foto auskommen.
Denn auch jedes gezeigte Bild ist arbeits- und zeitaufwändig. Steckt doch eine Menge Zeit im Fotografieren, Hochladen, Zuschneiden, Kombinieren.
Aber das nur am Rande.