A GUADS NEIS JOHR!

Nachat. Alle wieder wach? I war heit scho Skifahren und es war so schee…

Zum lauschen für mit und ohne Kater no a bissl Kultur von dahoam.

Bei uns dahoam is es Tradition das man am Silvesterabend gemeinsam mit dem großen Stern durchs Dorf zieht, der Chor (nur  die Männer) singt an jeder Station eigens dafür komponierte Lieder und am Schluss eines jeden Liedes schreien alle gemeinsam…. Die Tradition ist älter als die Oberammergauer Passion, also schon gute 400 Jahre.  Ursprünglich liefen die Kinder aus ärmeren Familien mit dem kleinen Stern von Haus zu Haus und erhielten für ihre Neujahrswünsche Zuwendungen. Der jetzige große Stern wurde 1962 gebaut, ein Mann aus dem Dorf trägt  ihn und dreht ihn per Handautomatik, ein zweiter läuft mit einer Kraxe mitsamt großer Batterie nebenher und sorgt so für die Beleuchtung. Zwei kleine Sterne sind nach wie vor mit Kindern aus dem Dorf unterwegs.

Die a weng wackelige Kameraführung bitte ich mir nachzusehen, des war eher so freeschteilmäßig und saukalt.

Sternrundgang <– hier klicken

sternrundgang

Aus is…

… und gor is und schod is das wohr is.
Da ich mich kurz vor knapp noch zum Passionsbloggn entschieden hab hier noch der Schluss.
Am Sonntag war der letzte Passionsspieltag und es war noch ein letztes mal die Möglichkeit alle 4 großen Volksszenen mitzugehen. Die letzte Szene (Auferstehung und Halleluja – eigentlich sehr reduziert und ruhig) beim letzten Mal war traditionell voll. Sehr voll. Das einzige Mal in der gesamten Spielzeit waren alle Mitwirkenden – und das waren knapp 2500 – auf der Bühne. Und es war gigantisch. Die Kerzen, die Fackeln, die Stimmung, das Halleluja, das einzigartige Gefühl, dabei gewesen sein zu dürfen,  und alle 110 Spiele geschafft zu haben. Ein paar Tränen sind geflossen, ist das nächste Mal doch erst in zehn Jahren.
Hinterher gabs noch ein schönes Fest für alle und massenweise Haare die fielen. Die Frisöre hatten Nachtschicht und endlich wieder was zu tun.
Ein paar letzte Bilder gibt es hier.

aus-is

Herbstfarben…

sehe ich Tag für Tag im Passionstheater.
Diese wunderbaren, edlen und schweren Gewänder und Hüte, die der Hohe Rat  trägt, haben es mir von Anfang an angetan. Fotografiert als Augenbilder für die Seele hab ich sie Tag für Tag – mit der Kamera aber erst gestern. Mich faszinieren die aufwendigen Stickereien und Details, die jedes Gewand leuchten lassen, und ein jedes ist anders. Mir gefällt, dass sie sich abnutzen, dass bei einigen Gewändern mehr und mehr der Unterstoff zu sehen ist und man sehen kann, dass sie getragen wurden, dass gespielt und gelebt wurde. Über 100mal schon hatten sie ihren Einsatz und jedesmal haben sie ihren Dienst getan. In drei Tagen –  nach dem letzten Spiel – werden sie gewaschen und eingemottet, teilweise auch wieder ausgestellt. Was in 10 Jahren damit passiert? Wer weiß.  Vielleicht werden sie umgearbeitet, gefärbt oder kommen gar nicht mehr zum Einsatz. Denn in 10 Jahren wird die Geschichte, die wir erzählen die Gleiche sein – die Inszenierung aber nicht mehr die Selbe.

Wen es interessiert, hier noch mal die Passion in Kürze.. und die Gewänder im Einsatz

http://www.br-online.de/bayern/feste-und-feiern/passionsspiele-oberammergau-video-ID1273834571256.xml

hoher-rat

Da Bassio

… die Passion is fast schon wieder rum. In Oberammergau spielen wir alle 10 Jahre aufgrund eines Gelübdes die Passion. Einen ganzen Sommer lang –  von Mai bis Oktober. 2500 Mitwirkende von der Garderobenfrau bis zum Jesus. Vom Römer bis zum Hausmeister. Von 0,5 Jahre bis open end. Das heißt 105mal alles vom Einzug bis zur Auferstehung.
Warum machst du das mit?, wird man immer wieder gefragt… den ganzen Sommer jeden Tag (bis auf Montag und Mittwoch) ins Theater, jeden Tag, egal welches Wetter, egal was sonst los ist. In den Urlaub fahren oder mal für ein Wochenende weg,  fällt flach. Also warum?

Weil es einfach dazu gehört.
Weil es wichtig ist Traditionen zu pflegen.
Weil es unglaublich viel Spaß macht gemeinsam so eine Sache auf die Bühne zu bringen.
Weil man ein kleiner Teil vom großen Ganzen ist.
Weil das Passionstheater ein toller Kinderspielplatz ist.
Weil ich schon mit 2 Jahren zum ersten Mal dabei war.
Weil es wunderbar ist wenn alle – die Jungen und die Alten – sich treffen und an einer Sache arbeiten.
Weil ich bis jetzt jedes mal neue Menschen kennenlernen durfte die ich sonst heute nicht kennen würde.
Weil es eine Zeitreise ist.
Weil man es nur hier schaffen kann in fünf Minuten von Oberammergau nach Jerusalem zu reisen.
Weil ….

Noch 8mal und schon isses wieder rum. Deshalb hab ich heute den Tag genutzt und bin auch mal in den Volksszenen dabei gewesen in denen ich eigentlich nicht spiele. In der Zwischenzeit habe ich mich da rumgetrieben wo man als Zuschauer nicht hinkommt. Denn genau das macht es so spannend, jeden Tag wieder, zu sehen wie alles klappt wie am Schnürchen…

Ein paar Bilder hier: den Pferdehintern seh ich Tag für Tag wenn ich auf meinen Einsatz warte.

bassio