Heute 100% auf Alles ohne Stecker

Klingelts? Dollarzeichen?
Alle da? Wunderbar.

Es gibt nix was es nicht gibt, es gibt alles was der Mensch sich erträumt und es gibt von allem (zu) viel.
Soweit die Fakten.
Den ganzen Advent hatte ich wieder das Vergnügen mich mit der Kauffreude und dem Konsum auseinander zu setzen.
Und was soll ich sagen? Mir stellts die Haare auf.
Ja, es ist richtig, auch ich stecke drin in der Maschinerie und will mit meinen zwei kleinen Läden was verkaufen.
Aber nicht um jeden Preis.

Nachdem der Plattformbetreiber Dawanda die grandiose Idee hatte, über mehr als 14 Tage vor Weihnachten eine Rabattaktion (Alle Jahre wieder…) aus dem Boden zu stampfen, bei der man sich als Shopbetreiber anmelden konnte und dann auch eifrigst beworben wurde – sofern man „freiwillig“ dabei war, habe ich mir das ganze Spektakel mal angesehen.
Der Rabatt war mit 12% festgeschrieben und wurde meist in verschiedenen Kategorien angeboten, oft aber auch gleich mal pauschal in allen. Es war nicht möglich, nur mit ausgewählten Produkten teilzunehmen, sondern nur nach dem Alles-oder-nichts-Prinzip.
Ich habe mich entschieden, nicht teilzunehmen und was soll ich sagen? In der Zeit der Aktion kam es mir vor, als wären meine Läden geschlossen.
Jetzt sagt der eine oder andere vielleicht, mei was sind denn schon 12%????
Ja, genau. Was sind denn schon 12%? Es sind die 12%, die fehlen am Ende – bei eben handwerklich und individuell hergestellten Produkten, weit ab von industriellen Massenprodukten.

Der Dezember lief weiter und wurde von einer weiteren Geschichte bereichert… Die Anfrage war, ob ich denn für 2 individuelle Namensstempel (2!) einen Rabatt geben würde??? (Dies lässt sich nur von der Frage vom letztjährigen Weihnachtsmarkt toppen, wo die Frage war ob es denn für 2 Ohrringe (also ein Paar) Rabatt gäbe… weil es doch 2 Stück seien.) Zu den Stempeln sei gesagt, dass ich für jeden einen extra Entwurf mache und jeden extra schnitze. Die Antwort, die ich gegeben habe könnt ihr euch denken…

Um dem ganzen Weihnachtstrubel noch das i-Tüpferl zu verleihen habe ich mich für die letzten 2 Adventswochenenden mit meinen Sachen auf den Oberammergauer Weihnachtsmarkt gestellt. Der in der Ausstellerausschreibung und auch sonst damit wirbt, nur Aussteller mit hochwertigen Produkten zuzulassen. Den Markt mache ich jetzt im dritten Jahr mit, zu Beginn war er vielversprechend – Oberammergau ist ja auch ein Dorf, in dem Kunsthandwerk eine lange Tradition hat.
Wo stand ich also? Auf einem Markt mit 32 Ständen zwischen insgesamt 14 (!!!) Freßbuden und Essensständen, ein paar wenigen, in ein Eck zusammengeschobenen Kunsthandwerkern (nein, es war leider nicht das Eck wo die Menschenmassen durchströmten, die waren ja mit Essen und Trinken beschäftigt) und immer mehr Industriellem. Soweit die Tatsachen.
Was habe ich da gemacht?
Ich habe Auskunft gespielt.
Wo ist das Klo? Wo ist hier eine Metzgerei? Welcher Frisör ist im Ort zu empfehlen und wo ist der? Wo ist der Stand mit den Würsteln? Welchen Glühwein soll man hier trinken? Was kann man hier noch essen? Warum ist der Markt nicht drinnen? Wo kann man hier einkaufen? Welcher Supermarkt ist in der Nähe?
Ich habe Tag für Tag meinen Stand auf- und wieder abgebaut.
Ich habe meine Waren vor Regen und Sturm geschützt. (Sollte etwas kaputt gehen oder gestohlen werden, ist das mein Problem.)
Ich habe Tee getrunken.
Ich habe gefroren.
Ich habe mich mit anderen Standlern unterhalten – deren Eindrücke ähnlich waren.
Ich habe mir mal wieder angehört, dass man die Korkentasche ja auch gut mal selber machen kann.
Ich habe Fragen nicht beantwortet… nämlich die, woher ich mein Material beziehe und wie ich das denn genau mache.

Und ich habe die wenigen, wirklich interessierten Kunden beraten, die gekauften Schätze gut verpackt und mich über den einen oder anderen Kauf gefreut – von Menschen, die Handwerk eben zu schätzen wissen.
In der Reihenfolge.
Also was stimmt hier nicht?

Jep. Ich bin keine karitative Einrichtung.

Es wird so viel geredet.

Von lokalen Produkten.
Von Nachhaltigkeit.
Von der Qualität, die ihren Preis hat.
Von Mindestlohn.
Davon, dass Beschäftigung sinnvoll sein soll.
Von…

Es wird so viel geredet.

Aber wie sieht die Realität aus? Da wird einem die Geiz ist Geil-Werbung nur so um die Ohren gehauen. Die Großkonzerne hauen eine Rabattschlacht nach der anderen raus (das hat für mich einen bitteren Nachgeschmack.. was bitte ist denn der reelle Preis für einen Fernseher, eine Kamera oder einen Computer, wenn man da mal eben hunderte Euro im Preis runter gehen kann???).
Der Handwerker kann dabei nicht mithalten. Oder, wenn er sich dem Rabattwahn hingibt, kann nur die Qualität drunter leiden.

Dass mich niemand falsch versteht: Auch ich kann es mir leider nicht leisten, dass alles was ich mir kaufe, handgemacht ist.

Aber ich wähle wohlbedacht aus, da wo es möglich ist, Handgearbeitetes zu anständigen Preisen zu kaufen.
Weil ich weiß, wieviel Zeit gutes Handwerk braucht. Wieviel Energie in der Ideenfindung, Erprobungsphase und Umsetzung steckt.
Wie lange der Prozeß dauern kann, bis ein Handwerker weiß, was die Sachen wert sind und was sie kosten sollen.
Und ja, ich habe die Idee noch nicht aufgegeben, dass es noch mehr Menschen gibt, die diese Gedanken teilen.

Was heißt das jetzt aber konket für meine Sachen?
Ich werde im Jahr 2013 noch genauer auswählen, bei welchen Märkte ich mit meinen Sachen mitmache. Denn nur zur Deko eines Marktes dazustehen und um als Auskunftsbüro zu fungieren, dafür ist mir meine wertvolle Lebenszeit zu schade.
Ich werde weiterhin zu meinen Preisen stehen. Sie sind keine Phantasiepreise, sondern setzen sich aus vielen Komponenten zusammen, und es soll letztlich auch was für mich übrigbleiben.
Ich werde weiter meinem Stil treu bleiben und Dinge herstellen, die ganz eindeutig meine Handschrift tragen, schließlich möchte ich meinen Kunden auch weiterhin echte, andivareske Stücke anbieten.
Und ich werde weiterhin dranbleiben, meinen Ideen Raum zu geben. Denn nur wo Handwerk, und gerade Kunsthandwerk mit Können und Leidenschaft entsteht, kann es sich von der Massenware abheben.
Das heißt, ich werde nicht aufgeben. Weil ich fest an Qualität und Handwerk glaube.
Dinge, die mit Freude, Können und Leidenschaft hergestellt werden, von Menschen, die sich bewusst in ihrem Beruf und ihrer Berufung gegen industrielle Massenfertigung entschieden haben und es damit anderen Menschen ermöglichen, von deren Können zu profitieren, indem sie sich mit Dingen umgeben, die mit viel Können nur für sie hergestellt wurden.

Aber nicht um jeden Preis.

PS: Dieser Post muss auch mal ohne Foto auskommen.
Denn auch jedes gezeigte Bild ist arbeits- und zeitaufwändig. Steckt doch eine Menge Zeit im Fotografieren, Hochladen, Zuschneiden, Kombinieren.
Aber das nur am Rande.

57 Kommentare zu “Heute 100% auf Alles ohne Stecker

  1. …und recht hast Du…mit jedem Wort…ich weiß zwar nicht, was ALLES dahinter steckt, aber kann mir gut vorstellen, es ist mehr als der Preis, den Du für Deine Schätze verlangst…und nun die große BITTE: nicht aufgeben!!!

  2. Hallo Andrea,
    du schreibst mir aus der Seele, genau soooooo isses!!
    Die gleichen Erfahrungen habe ich auch gemacht…immer
    schön billig.
    Aber nicht bei uns!!!

    Ich wünsche dir weiterhin so kreative Ideen im Jahr 2013 und
    halte an deinen Prinzipien fest…das mache ich auch.

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    . . . . . . . . . . . . . . . ♥ ….ein HERZ für´s Qualität-HANDWERK abstell! *♥yeah*

  4. Liebste Andi, deine Zeilen sprechen mir so aus der Seele – es ist verblüffend, wie sich die Erfahrungen decken, wie man immer wieder versucht, sich positiv zu positionieren und wie wenig Resonanz man damit manchmal hat!
    Ich drücke Dir und allen HANDWERKERINNEN die Daumen – von Herzen für das neue Jahr.
    Herzensgrüße
    Susanne

  5. Hallo Andi…bin durch Doris auf deinen Blog gestoßen. Ich bin seid neustem ja nur noch Leser und kein Blogger mehr 😉 und genau das war ein Grund dafür 😉 du sprichst mir so aus der Seele……Es geht nur noch um die Masse und die Masse ….und dann kam bei mir noch hinzu , dass ich es nicht mehr ertragen kann , dass sich Leute ohne eine entsprechnende Ausbildung ……Designer . Wohnexperte oder gar Textildesigner nennen dürfen …in Einzelfällen ist das toll und wunderbar, aber auch da wird es einfach zuviel …die Kreativwelt wird mir auch zu commerziel …..jeder meint er könnte alles selber machen, aber es kann eben nicht jeder !!! liebe Grüße tani

  6. Du hast sooo recht. Danke das du dir die Mühe gemacht hast es mal aufzuschreiben. Auch ich werde das verlinken, wenn ich darf!
    Mein Lieblingskundensatz vom Weihnachtsmarkt war übrigens: „Na du musst ja viel Freizeit haben das du so viele schöne Sachen machen kannst.“

  7. ich kann deine Zeilen so gut verstehen, freiwillige rabattaktion, haha, der druck der mit einer solchen aktion aufgebaut wird, ist es, der letztendlich dazu führt, das häkchen zu setzen…nicht schön!
    danke für diesen post, auch bestärkt er mich in einigen überlegungen, die ich habe…dir wünsch ich alles liebe und gute für 2013, kommt gut rein!
    liebe grüße
    alex

  8. Super du sprichst mir aus der Seele! Ich bin durch „die.Waschküche“ zu dir gekommen. Darf ich dich verlinken? ich bin nicht so versiert mit den Worten und du triffst den Nagel direkt auf den Kopf.

    Liebe Grüße Roswitha

  9. gute handwerkliche arbeit erwerben, bedeutet nicht nur, dass man sich ein schönes haltbares stück ins haus holt. nein, man bekommt auch ein bisschen seele vom handwerker mit dazu. das macht für mich den unterschied zu anderen produkten.

  10. Oh, man, ja! Mein letzter Spendenflohmarkt für einen guten Zweck war so ein Flop für mich. Man muss sich das mal rein ziehen: da bekomme ich kunsthandwerkliche Spenden aus der ganzen Nation, allesamt mit viel Liebe und Herzblut von Hand hergestellt, die Preise waren schon wesentlich niedriger wie auf einem üblichen Kunsthandwerkermarkt (alles für gut die Hälfte), und da feilscht eine Frau mit mir noch um den Preis für ein kleines Dekoherz aus Stoff herum. Wir sprechen hier um 1 – 2 Euro pro Stück. Da ich einige der Kleinteile schon das dritte Jahr mit durchgeschleppt hatte, bekam sie es dann tatsächlich ein kleines bisschen „billiger“. Aber nicht ohne sie darauf aufmerksam zu machen, wie viel Arbeit auch gerade in solchen Kleinteilen steckt. Und sie – total stolz auf sich, „gespendet“ zu haben, meinte: „Finde ich ganz toll, dass das alles für einen guten Zweck ist.“
    Da möchte man am liebsten seine Faust direkt in ihr Gesicht parken und hinterher sagen: „Hier, eine kleine Farbspende für Dich für Deine Augen.“

    Was ist bloß mit den Leuten los? All das Gerede kannst Du in die Tonne treten.
    Danke für Deinen Post und immer schön den Kopp oben behalten;-)

    PS: Ach ja, und beklaut wurde ich auch noch 😉

  11. Hallo,
    ja leider ist der Trend bei uns so.Die meisten Menschen wollen lieber billige Ware und auch Lebensmittel statt Qualität aber die hat nun mal ihren Preis. Bleib bei deiner Einstellung.Ich selbst kaufe weniger dafür aber gute Qualität.
    Ich wünsche dir Durchhaltevermögen und alles Liebe und Gute für das neue Jahr
    LG
    Meggy

  12. Dem kann man wirklich nur zustimmen. Schade das nicht alle den Mut haben das mal so deutlich auszusprechen.
    Was uns angeht, so haben wir die Rabattaktion im Shop einfach mittendrin beendet. Denn in der Verlängerung waren ja täglich alle Kategorien davon betroffen.
    Ich achte Mensche wirklich sehr die zu ihrem Wort stehen und auch mal ganz deutlich sagen was die anderen sich nicht trauen.
    Vielen Dank
    Kerstin

  13. Also, ich finde dein Post genau richtig…
    Ich habe mich hier in Hildesheim so geärgert als ich über den Weihnachtsmarkt getingelt bin, ich hatte so gehofft „Handgemachte“ Dinge zu finden und hätte dafür auch den angemessenden Preis bezahlt. Aber was fand ich stattdessen???
    Fressbuden… Fressbuden… Fressbuden… ach ja und ein paar Hütten… in denen… KEINE Handgemachten Dinge verkauft wurden, sondern Dinge von der Stange zu überhöhten Preisen… Das fand ich so daneben, das ich auf weitere Weihnachtsmärkte verzichtet habe 😦
    Traurig aber Wahr…

  14. Genau so ist es. Ähnliche Erfahrungen habe ich auf dem hiesigen Weihnachtsmarkt auch gemacht. Seit dem nehme ich (und nicht nur ich) nicht mehr teil. Aber es gibt tatsächlich auch noch die, die Handarbeit zu schätzen wissen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf ;-).
    Vielen Dank für diesen Beitrag.
    LG Gertrud

  15. ….seufz…seufz…seufz….ich bin seit fast 27 Jahren Kunsthandwerkerin, größtenteils auf Märkten, später in einer festen Einrichtung UND auf Märkten, habe selber Märkte organisiert, jetzt bei dawanda und habe deine Worte in tausendfacher Ausfertigung gehört = kann man selbst machen, hab ich früher auch gemacht, zu teuer, wo kann ich den Stoff kaufen, wie amchen Sie das?……es wurde versucht, meine Sachen von allen Seiten zu fotografieren…geklaut wurde so viel, dass ich meine Puppen mit Angelsehne befestigen mußte…..eine Woche später habe ich festgestellt, dass ich auch die Kleidung hätte festnähen müssen…..meine handwerklichen Sachen wurden angefaßt, begrabbelt, auf und zu gemacht und dann interesse- und respektlos einfach wieder „hingeworfen“, wenn man Erwachsene dazu auffordert, ihre Kinder im Zaum zu halten, wird man als Kinderschreck bezeichnet….. das alles war damals schon so und heute ist es NOCH schlimmer geworden….!!!
    Inzwischen werde ich auch deutlich…wer nach Rabatt fragt, wird auf die Kaufhäuser und Euro-Shops verwiesen….ich stehe zu meinen Preisen…..denn ich mache KUNST-HANDWERK und keine Massenware!!!….es gibt auch Menschen, die ihre hergestellten Waren mit heissem Faden nähen und verschleudern und der Laie sieht nicht den Unterschied…..auch diese Leute machend en Markt kaputt….
    …..irgendwann hatte ich es einfach satt…..bin deshalb auch in Kunsthandwerkerkreisen nicht immer beliebt…..ist mir aber ehrlich gesagt, ziemlich egal…..

    DANKE für deinen Post, er spricht mir aus dem Herzen, Andiva!!! 🙂

    Herzliche Grüße
    Ute

  16. ohja, du sprichst mir aus dem herzen!!! vielen dank für deinen umfassenden text zu einem todtraurigen thema – echte innovation und lebendige kreativität wird systematisch zunichte gemacht und schamlos ausgenutzt, kommerz und massenware wird unterstützt, konsumenten werden für dumm verkauft …
    wenigstens gibt es inzwischen eine decroissance bewegung, noch nicht sehr mächtig zwar, aber ich bin sicher, dass wir kreativen leute, sofern wir uns nicht unter unserem wert verkaufen, dazu wertvolles beitragen
    herzliche grüsse, dana

  17. Dieses Jahr habe ich den Weihnachtsmarkt am schlimmsten empfunden, seitdem ich welche mitmache. Jeder rennt nur durch, keinen Blick links oder rechts, aber Essen & Trinken geht immer.
    Dawanda-Rabatt-Schlachten mache ich auch nicht mit – es wurde schon so oft darauf hingewiesen, daß man eine Rabattaktion dann doch lieber nach Weihnachten machen sollte, aber auf dem Ohr sind die in Berlin leider taub.
    Auch hier geht es nur noch um die Masse der Umsätze – schade eigentlich.
    LG Bärbel

  18. *unterschreib* Ich mache bei den Dawanda-Rabattaktionen auch nicht mit – ich finde meine Preise schon günstig genug. Außerdem ärgert es mich dermaßen, dass die 5% Dawanda-Gebühren nicht auf den Rabatt-Preis, sondern auf den Preis ohne Rabatt angerechnet werden.

    Und leider war ich mit einer Freundin auch auf einem Markt und wir wurden eher als Inspiration für andere Nähende genommen. Oder aber die Preise wurden als zu hoch empfunden. Echt schade, aber in Zeiten, wo Tchibo die ultimativen selfmade-Taschentüchertaschen nachmacht, gibt es eben so gut wie alles in Massenproduktion.

    Schade, wenn man lokal nicht mal mehr Verkäufe macht, denn Dawanda ist einfach schon zu groß und dort wird man vor lauter Wettbewerber schon gar nicht mehr gefunden. Es sei denn man investiert in Logenplätze…

    Ich drücke Dir die Daumen, dass es nächstes Jahr besser läuft!

    LG, Kirsten

  19. danke für diesen schönen artikel. mir war es als ob du meine erlebnisse niedergeschrieben hättest.
    gut war auch der spruch auf einem weihnachtsmarkt von einer frau zu mir: das bekomme ich aber bei erns***gs family billiger. meine antwort: bei mir mussten dafür aber keine kinder arbeiten- die „dame“ spazierte pikiert davon.

    lg, andrea

  20. Hallo Andiva,

    über deinen genialen Artikel bin ich bei facebook „gestolpert“ und habe diesen nun auch auf mein blog verlinkt!

    Vor ca. 8 Wochen gab ich folgende Geschichte preis, die ich live miterlebte:
    Frau M. verkauft unter anderem handgestrickte Babyschühchen, die ihre betagte Mutter noch fleissig aus Regia-Wolle strickt. Die kleinen Babyschuhe sind wirklich niedlich.
    Ein Päärchen kommt daher, die Frau beguckt und befühlt die kleinen Schuhe und fragt was die denn „noch“ kosten sollen. Frau M. antwortet:
    „Die sind neu und werden von meiner Mutter mit viel Liebe handgemacht – 6€ pro Paar“.
    Die Frau wählt 3 Paar aus, hält sie Frau M. entgegen und sagt:
    „Ich gebe für alle 3 Paare 10€uro!“
    Da sagte Frau M.:
    “ Sie können auch mit Reis bezahlen! Meine Mutter brauch nur eine Schale pro Tag!“

    Allerbeste Grüße, Anette

  21. liebe Andiva, da triffst du den Nerv der Zeit,
    mit charity hausieren gehn,
    dazu nen transfair biolatte und alles für 1,50 ig bitte 😉

    hatte allerdings dieses jahr beim handemade supermarket
    deine erfahrung nicht teilen müssen
    eher im gegenteil, die menschen dort beginnen
    gute handwerksarbeit wieder zu schätzen
    vielleicht ein anfang ….

  22. Hallo, liebe Andrea!
    Oh, da hat dich aber der Blues erwischt! Wem mit eigenen Handwerk oder Kunstwerken ist es nicht schon genauso und schlimmer passiert?
    Es ist zum heulen, um sich schlagen und verzweifeln.
    Es hilft nichts, als freundlich, aber stur und unnachgiebig zu bleiben.
    Zb. „Aber Sie bekommen bei mir doch immer 12% Rabatt. Denn den schlage ich nicht vorher auf meine Produkte drauf, um an den regelmäßigen Aktionen teilnehmen zu können.“
    „Leider muss ich diesen Preis nehmen. Anders geht es nicht. Das ist schade, aber nicht zu ändern. Vergleichen Sie das bitte nicht mit industriellen Produkten oder Handwerk aus anderen Ländern. “
    Klar kann ich diesen indonesischen Schmuck reparieren, aber dafür brauche ich bestimmt ein, zwei Stunden. Ist es ihnen das wert?“

    Ach, ja. Manchmal komme ich mir vor, wie ein Aufklärungsprediger. Aber die Leute beschäftigen sich wirklichen nicht mit dem Thema. Sie haben keine Ahnung. Selbst unter uns Kreativen sind wir uns über einen guten Preis nicht einig, stehen wir nur verschämt hinter den Prodkten und reden schnell mal vom Basteln, oder so.
    Woher soll in unserer Zeit das Bewußtsein für Wertschätzung her kommen?

    Das ist das Traurige. Es gibt keinen Punkt mehr, an dem jemand „Normales“ lernt, was Kreativtät, Kunst und Handwerk bedeutet.
    Aber wenn man es jemanden vermitteln kann, hat man dir Welt etwas besser gemacht.

    Kopf hoch.
    Liebe Grüsse
    Cynthia

  23. Chapeau! Dem ist – leider – so gar nichts mehr hinzuzufügen.

    Ehrlich gesagt, habe ich meinen Mega Mini DaWanda Shop genau aus diesen Gründen auf unbestimmte Zeit geschlossen („Kann ich das Lätzchen auch für € XY inkl. Versand bekommen?!) und seitdem nähe ich nur noch „auf Anfrage“ – aber somit immerhin für Leute, die meine Arbeit zu schätzen wissen.

    Auch wenn ich gerne etwas anderes schreiben würde, so glaube ich leider nicht, dass sich die Einstellung der Mehrheit ändern wird. Schade!

    Alles Gute & liebe Grüße.

  24. Die Geiz-ist-Geil-Mentalität setzt sich leider immer mehr durch. Ich habe zwar keine Erfahrung im Kunsthandwerkermarkt (ich stricke und häkle nur für mich, Verwandte und Freunde), aber das ist wohl inzwischen in fast allen Bereichen des Lebens so. Mein Mann z. B. ist Automobilverkäufer und ihn nervt das Rabattgefeilsche inzwischen tierisch. Die Leute wollen da sämtliche Extras umsonst habe und seine Standartantwort ist mittlerweile: Ich verkaufe Autos, aber ich verschenke sie nicht, denn sonst kann ich mir morgen nicht mehr die Butter auf dem Brot leisten. (Das nur mal so nebenbei). Die Medien suggerieren dem Käufer, das alles möglichst billig sein muß, ob es auch werthaltig ist, wird dabei leider nicht erwähnt.
    Ich finde es auch sehr schade, das viele extra mit viel Liebe angefertigte Dinge nicht mehr zu schätzen wissen und lieber auf die billige Massenware ausweichen. Laß Dich nicht beirren und mach weiter wie bisher, auch wenn Du noch so manche Feilscherei über Dich ergehen lassen mußt.

    Viele liebe Grüße,
    Tanja

  25. Liebe Andrea,
    jedem deiner Worte muß ich zustimmen und jedes deiner Worte kann ich einfach nur bestätigen!
    Ich danke dir dafür, daß du meine Gedanken und Gefühle so treffend in Worte gefasst hast!
    Leider spiegelt das unsere Gesellschaft wieder – allerdings gibt es zwischen all den „Schnäppchenjägern“ und „Das kann ich auch-Leuten“ auch immer wieder Menschen, die unsere Arbeit wirklich zu schätzen wissen. Und diese Menschen motivieren weiter zu machen – oder?
    Liebe Grüße von einer „Kollegin“,
    Nanette (Nettis STAMPelART)

  26. Du Ärmste ! Mir geht es genauso, ganz genauso. Man zahlt horrende Preise für angebliche Handwerksmärkte und wird dann mit wirklichem Handwerk auf einen Platz ausquartiert, wo die Leute mit Taschen voll Chinamist und sattgegessen auf dem Weg zum Parkplatz vorbei kommen. Die können natürlich alles ganz schnell und viiiil billiger selber machen, obwohl sie nicht mal unterscheiden können, was gehäkelt und gestrickt ist. Auf den meisten Märkten haben ich dieses Jahr, wie du, die „Gelben Seiten“ gespielt und ein sattes Minus gemacht. Die Marktbetreiber zucken nur mit den Achseln, denn die Standgebühr haben sie ja, der Rest ist egal. Irgendwann habe ich nur noch geheult und wollte alles hinschmeissen. Mein Mann ist aber immernoch der Meinung, dass es meiner Seele guttut kreativ zu sein und lebt in der Hoffnung doch noch ein paar Leute zu finden, die meine Sachen zu schätzen wissen. Selbst vom Staat bekommt man Steine in den Weg gelegt. Verpackungslizenz, Tüv, Handwerkskammer…. alle wollen Geld, keiner weiß wofür, aber die Kassen der Anderen füllen sich weiter und weiter, auf unsere Kosten und trotzdem ist das Gejammer groß und die Staatskasse leer.
    Mir fehlt mittlerweile der Optimismus und ich habe mich wieder in zwei Wanderpaketen angemeldet und werde mich sehr wahrscheinlich wieder ärgern, dass nicht mal die Kollegen meine Arbeit zu schätzen wissen und dann einen Schal in dem 35 Euro Material und 20 Stunden Arbeit stecken gegen eine gebastelte Karte tauschen. Ich wünsche uns allen viel Kraft das weiter durchzustehen.
    Liebe Grüße
    Melanie

  27. hallo liebe Kollegin, ich stimme Dir auch zu. Ich mache seit Jahren keine „Kunsthandwerkermärkte“ mehr mit. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich den ganzen Hype um Dawanda nicht verstehe. Ich finde diese Art der Vermarktung nicht viel sympathischer, als viele andere Internetläden. Der Anstrich von selfmade und handwerklich und fair ist oft mehr Werbung als ehrliches Anliegen. Ich finde es natürlich auch schwer, meine Sachen an den Mensch zu bringen. Zumal ich eben keine Lust auf so eine anonyme Kaufabwicklung im Internet habe. Ich fände es schön, wenn“ wir“ die Möglichkeit hätten, z.B. temporär leerstehende Läden in größeren Städten zu nutzen, Heizung und Strom bezahlen und dort einfach mal in Ruhe ausstellen und uns austauschen könnten. Nicht nur zur Weihnachtszeit.
    Ich bin nicht so super vernetzt und fühle mich oft als Einzelkämpferin. Vielleicht bin ich auch in einer noch anderen Situation, weil ich schon etwas älter bin. Ich bin nicht so versiert im Internet. Und arbeite auch gerne in Ruhe und mit viel Zeit. und finde es so superanstrengend für einen Tag irgendwo auszustellen. Mit Fahren und aufbauen und abbauen. …
    Wir haben früher in einer Handweberei, in der ich mitgearbeitet habe, Kunsthandwerkern Ausstellungsmöglichkeiten gegeben, was sehr gern angenommen wurde. Das Gute war, dass man nicht eine Ausstellungspauschale zahlen musste, sondern Prozente von den Einnahmen.
    Ich würde gerne andere Formen der „Vermarktung“ finden, als die mir oft zu hysterischen Märkte und trendigen selfmade- Treffen.
    Vielleicht stehe ich da auch allein mit meinem Gefühl. Aber manches ist mit zu trendy und beruht immer wieder auf so Kurzwellen- Moden.
    Ich mache z. B. seit 20 Jahre „Strohzugold“, also Kunst und Dinge aus Schonvorhandenem. Und jetzt ist das plötzlich in aller Munde. Und ich staune. Alle tun so, als hätten sie das Rad neu erfunden.
    Ich hoffe für uns alle, dass wir die Freude an unserem Beruf nicht verlieren. In dem Sinne wünsche ich von Herzen ein freudig friedliches Jahr 2013 und uns allen gesunde bewegliche liebevolle HÄNDE

    Lisa

    • Hallo Andrea, gruss aus Spanien, wo ich Schwäbin nun seit 12 Jahren filze. Kann Dich wie auch die andren Kolleginnen gut verstehen, und hab mich mit verlaub aber auch köstlich amüsiert da Du alles in Deinem originellen und “ echten “ Stil schreibst ! Liegt wohl auch daran, dass ich grad ausruh am Strand nach dem weihnachtsmarktmarathon….da sieht man dann alles noch etwas gelassener nach ein paar Tagen Abstand ! ( Der letzte Markt am 5.1., am Abend wenn die Hlg Drei Könige die Geschenke bringen, kam leider nicht zustande. Der ist dann immer noch für die letzten Spätentscheider und Zögerer gedacht…)
      Ich bin von Beruf Bildhauerin und hab das Filzen im Jahr 2000 als Bildhaumaterial “ entdeckt “ , und als ich dann 2 Jahre später auf meinen ersten Märkten stand, habe ich erstmal NIX verkauft, und wiederholtrmassen Kommentare hören müssen von schicken spanischen Tanten wie “ Filz ! das klebt man doch unter den Stuhl !!! Wer hängt sich schon so was um ?? !!! Nun ja inzwischen isses auch hier über die Pyrenäen gewandert, und es wird als Mode- und Wohnmaterial akzeptiert ! Z.Zt. halt mit unsere superkrise und über 20 % Arbeitslosen sitzt der € nat. noch fester im Markengeldbeutel fest….aber ich mach auch weiter, ich kann nicht anders !
      In diesem Sinne ein Kreatives Neues Jahr für uns alle die wir dran glauben !!!!
      Gruss ! und “ besuch “ mich mal in .afieltrarteshop.
      Astrid von afieltrArte

  28. Ich kann das nur zu 100 % unterschreiben, wie viele meiner Vorschreiberinnen.
    Und ich möchte den Artikel auch gerne mit verlinken, weil ich ihn für sehr wichtig und lesenwert halte.

    UNd wieder einmal Hut ab, für Menschen wie du, die sich trauen da den Mund aufzumachen.

    GGLG Heike

  29. Oh wie wahr, wie wahr…auch wenn es leider sehr traurig ist. Ich habe Deinen Post gelesen und kann genau so unterschreiben. Ich hatte jetzt im Dezember meine ersten beiden Märkte und beide Ergebnisse waren echt ernüchternd. Wenn ich nur für jedes „oh wie schön“ nen Euro bekommen hätte, wäre wenigstens etwas in der Kasse gewesen. Das Traurige ist, das die Leute für die gleichen Sachen beim Einzelhandel gerne das 3 fache zahlen, ohne an Reduzierung und ähnliches zu denken.

    Ich wünsche Dir und Deinen Lesern und treuen Kunden ein erfolgreicheres und buntes 2013. Mach weiter und laß dich nicht unterkriegen.

    Liebe Grüße

    Kate

  30. Danke für diese Worte! Du sprichst mir aus der Seele, und ich bin noch nicht einmal ein Jahr dabei. Aber gehört hab ich all diese netten Dinge bereits von Kunden und interessierten Leuten. :\

    Ich wünsch Dir trotzdem ein wunderbares Neues Jahr, und das die Menschen Handwerkskunst mehr zu schätzen lernen. 🙂

  31. Hallo Andrea, besser hätte ich es nicht schreiben können. Ich hatte das Thema in ähnlicher Art auch schon mal auf meinem Blog aufgegriffen. Herr Sarazin sagte mal „Deutschland schafft sich selber ab“. Man ersetze den Namen Herr Sarazin ;O) der Rest dürfte stimmen. DW war mal gut aber in letzter Zeit vermittelt es den Eindruck als wollte man nur noch Geld verdienen, womit ist egal. Da wird verramscht was das zeug hält und dann soll man das was man in liebvoller Handarbeit näht auch noch mit Rabatten versehen. Und das in einer Zeit wo Rabatte (Weihnachten) völlig unangebracht sind. Ich hoffe das noch mehr Menschen aufwachen, mich hat das ganze Theater dazu gebracht umzudenken und in eine andere Richtung zu gehen. Zu lange habe ich mich von DW abhängig gemacht. Alles was wir können, können wir selber! ;O)

    Ein frohes neues Jahr wünscht

    Andrea

  32. hallo andiva,

    danke für deinen artikel! es tut wohl, wenn man hört, es ergeht anderen ebenso! denn diese art markterfahrungen, durften ich und ein künstlerkollege auch schon machen (frankfurt am main) … diese sogenannten „kunsthandwerkermärkte“ bestehen zu 80% aus fressbuden, die meist vom veranstalter betrieben werden. die kunsthandwerker/designer/künstler sind nur staffage, bestenfalls schmückendes beiwerk. die krönung war, bei einer zeitlich parallel laufenden ausstellung, wurden meinem künstlerkollegen, drei bilder im zugehörigen cafe des veranstalters geklaut!
    wirklich interessiert hat das keinen …

    fazit: für die bratwurst sitzt das geld locker. für kunsthandwerker/designer gibt es beim „verdauungsspaziergang“ herabwürdigende kommentare bzw. es wird versucht die machart in erfahrung zu bringen … das tue ich mir nicht mehr an!

    auch die ewigen rabattschlachten bei dawanda mache ich nicht mit, denn die konterkarieren die idee von handmade, unikaten und kleinen designlabels …
    und ich wünsche mir für 2013, viele andere tun dies ebenso!

    bei allem frust —> trotzdem weitermachen :))

    viele liebe grüße aus frankfurt
    jennifer

  33. Nun ist es schon eine ganze Weile her, seit du dies geschrieben hast, aber es ist immer noch und jederzeit richtig. Leider.
    Bislang kenne ich das Gefühl und die Szenerie, die du beschreibst nur von Weihnachtsmärkten. Denn u.a. das ist es, was mich davon bislang abgehalten hat mehr aus dem und mit den Gaben zu machen, die ich im Moment imstande bin zu geben. Ich sehe die Arbeit, die in vielen handgefertigten Dingen steckt, unabhängig davon, ob sie mir persönlich gefallen, oder nicht.
    Heute bin ich schlicht durch einen anderen blog zu dir gelangt. NÄchster Tage möchte ich mir ein wenig mehr Zeit nehmen und wiederkommen.
    Bis dahin
    Birgit

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